Die Gründung der Haidelberga
Das Reych Haidelberga wurde als 53. Reych im Uhuversum am 20. im Lethemond im Jahr 1883 (nach damaliger schlaraffischer Zeitrechnung 1583) gegründet. Erzschlaraffe und erster Oberschlaraffe des Äußeren war Ritter Anatole Schummrich, ein Berliner Schauspieler mit dem profanen Namen Fritz Gräbert, der zum wiederholten Mal in Heidelberg ein Engagement am Stadttheater Heidelberg hatte. Diesmal kam er aus Nordhausen angereist, wo er die Schlaraffia kennengelernt hatte.
Ritter Anatole Schummrich versammelte mehrere der männlichen Mitwirkenden am Heidelberger Theater in einer Gründungsversammlung im Nebenraum eines nahegelegenen Gasthauses und erläuterte der Versammlung, wie notwendig es für die meist nur kurzfristig engagierten Schauspieler sei, an jedem Theaterort einen Ort für regelmäßige gesellschaftliche Zusammenkünfte der Schauspieler vorfinden zu können. Seine aus Nordhausen mitgebrachte Erfahrung bei den dortigen Schlaraffen begeisterte seine Zuhörer, und man gründete die Schlaraffia Haidelberga. Unter den 22 Gründungsmitgliedern kamen nur zwei – ein Zigarrenfabrikant und ein Pferdehändler – nicht aus dem Theatermilieu. Seit ihrer Gründung betrachtet die Haidelberga das (inzwischen erloschene) Reych Nordhusia (6) als ihre Mutter.
Die Burgen der Haidelberga
Der Gründungsort und die erste Burg der Haidelberga war ein Nebenraum des Gasthauses Bierbrauerei Zum Schwarzen Schiff in der Schiffgasse 11. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Lokal von der Bäckerinnung übernommen und seit 1927 befindet sich dort die Gastwirtschaft Zur Backmulde. Wer dort einmal speist, kann sich von der freundlichen Bedienung auch den Nebenraum zeigen lassen, in dem damals die Schlaraffen sippten.
Im 20 Kilometer entfernten Mannheim war schon knapp zwei Jahre zuvor das Reych Maninheimbia (40) entstanden, das bei der Gründung der Haidelberga kräftig mitgeholfen hat. Hier war es Ritter Falstaff vom goldenen Schnitt, der zusammen mit Ritter Graf Roland der Blondbart von dem Reych Wormatia (39) besonders hilfreich war. Beide Genannten wurden zu den ersten Ehrenrittern der Haidelberga ernannt. Wegen der großen Entfernung von der Mutter Nordhusia, wurde die Maninheimbia in der Gründerzeit zur Ziehmutter der Haidelberga ernannt.
Das große Sanctionsfest des Reyches Haidelberga wurde Anfang 1885 anberaumt. Dafür war das Anwesen im Schwarzen Schiff viel zu klein. Daher wechselte man für diese Ereignis in den ein paar Schritte entfernten Badischen Hof. Dieses Gasthaus stand an der Ecke Schiffgasse und Hauptstraße, also gegenüber dem ehemaligen Filmtheater Harmonie Lux. Später wurde das Gebäude Badischer Hof von der Volksbank übernommen. Auch heute noch befindet sich dort eine Filiale der Volksbank.
Mehrfach musste die Haidelberga in der Altstadt Heidelbergs umziehen. Nach einem Kurzaufenthalt im Gasthaus Deutsches Haus in der Augustinergasse, wechselte man in Kleinleins Brauerei (heute Zum Güldene Schaf in der Hauptstraße) und ab 1889 zum ersten Mal in das Bürgercasino Prinz Max in der Marstallstraße, die vom Neckarufer zwischen Marstall und Heuscheuer zum Uni-Platz führt.
Nach einem Wechsel zum Goldenen Reichsapfel in der Unteren Straße konnte man 1907 wieder zum Bürgerkasino Prinz Max unter verbesserten Bedingungen zurück. Denn im Erdgeschoss konnte durch bauliche Veränderungen die Bedingung für eine feste Bleibe erfüllt werden. Die in dem betreffenden Raum störenden Säulen konnten nach Einzug von Deckenträgern entfernt werden, so dass eine herrliche Schlaraffenburg entstand. Im ersten Weltkrieg wurde hier ein Lazarett eingerichtet, aber bis zum Beginn der Uhufinsternis 1937 blieb diese Burg dem Reych Haidelberga erhalten. Zwischen den beiden Weltkriegen wurde in der Marstallstraße dann weitergesippt.
Nach dem zweiten Weltkrieg fanden die Sassen bereits 1946 wieder zusammen. Sie besannen sich auf ihrren Ursprung und konnten ihren Neubeginn in der Backmulde feiern. Die Backmulde war 1926 aus dem Gründungslokal Zum Schwarzen Schiff hervorgegangen und war jetzt Stammlokal der Bäckerinnung. Aber der Aufenthalt dort währte nicht sehr lang, und es folgten meherere Ortswechsel, u.a. wieder in das Gebäude des ehemaligen Bürgercasinos Prinz Max. Dort war inzwischen der Süddeutsche Rundfunk eingezogen, der aus akustischen Gründen die ehemaligen großen Rundbogenfenster zu kleineren rechteckigen Fenstern zurückgebaut hatte.
Dann folgte noch als Sippungsort eine Burg im Verbindungshaus der Rheno-Nicaria, bis schließlich ein Gewölbekeller in der Tiefburg in Handschuhsheim mit einem langfristigen Pachtvertrag gesichert zu einer Ritterburg ausgebaut werden konnte. Die Burgweihe fand am 15. November 1962 statt.
In einer Zeittafel der früheren Burgen der Haidelberga sind die wechselnden Standorte wiedergegeben.