Die folgende Zusammenstellung von Informationen über die Schlaraffia im Allgemeinen und die Haidelberga im Besonderen soll unseren Gästen (Pilgern) den Einstieg in einige der Besonderheiten des schlaraffischen Lebens geben. So werden die zunächst vielfach als skurril empfundenen Besonderheiten des Schlaraffentums vielleicht etwas verständlicher.
Ganz verstehen wird es nie einer!.
- Die Schlaraffia ist kein Geheimbund und daher keine Loge. Jeder Ritter hat das Recht, “Profane” in die Sippungen seines Reyches einzuführen. Solche Gäste heißen Pilger.
- Das erste Schlaraffenreych entstand 1859 in Prag. Obwohl es 1939 erloschen ist, wird es von den Schlaraffen heute noch als “Allmutter Praga” verehrt.
- Es bestehen über 260 Schlaraffenreyche mit etwa 10.000 Mitgliedern weltweit. (Von 422 Reychen und Colonien sind mittlerweile 157 erloschen). Sie tragen alle Reychsnummern in der Reihenfolge ihrer Gründung. Die Haidelberga hat die Nummer 53.
- Auf der Grundlage der Freundschaft pflegen die Schlaraffen Kunst und Humor. (Manche sagen, Schlaraffia sei die Kunst, Freundschaft mit Humor zu ertragen.)
- Der symbolisch-humorvolle Inbegriff aller schlaraffischen Tugend und Weisheit ist der Uhu.
- Die Sprache in Allschlaraffia ist Deutsch.
- Die schlaraffische Zeitrechnung beginnt mit dem Gründungsdatum der Praga. Demnach ist das profane Jahr 2012 bei den Schlaraffen anno Uhui 153. (Bis 1898 war die Zeitrechnung anders: Man zog von der profanen Jahreszahl einfach 300 Jahre ab. Das profane Gründungsjahr der Haidelberga 1883 wurde demnach schlaraffisch als “1583” geschrieben.)
- Die regelmäßigen Zusammenkünfte der Schlaraffen heißen Sippungen. Sie finden im Winterhalbjahr in den meisten Reychen wöchentlich statt.
- Die Schlaraffen begrüßen sich mit “Lulu” und drücken ihre Freude nicht etwa mit “Bravo”, sondern ebenfalls mit “Lulu” aus. (Woher dieser Brauch kommt ist unbekannt bzw. zumindest umstritten.)
- Statt “Prosit” sagen Schlaraffen “Ehe” (mit Betonung der zweiten Silbe).
- “Du” und “Sie” sind verpönt. Stattdessen sagen die Schlaraffen zueinander “Ihr”.
- Beherrscher des Reychs sind (meist drei) für jeweils ein Jahr gewählte Oberschlaraffen, die auf dem Thron Platz nehmen. Jeweils einer von ihnen übt die Funktion aus und heißt Der Fungierende. Er spricht mit dem pluralis majestatis “Wir” und leitet die Verhandlungen parlamentarisch. Er gilt für die Dauer seiner Funktion als unfehlbar. Seinen Anweisungen ist unbedingter Gehorsam zu leisten!
- Die Oberschlaraffen werden vom Kantzler (der als Schriftführer die Reychsgeschäfte erledigt) und dem Marschall (der die Geschehnisse zu protokollieren und die Protokolle zu verlesen hat) flankiert.
- Der Marschall bedient auf Anweisung des Fungierenden auch das “Tamtam” (einen Gong) und ruft damit zu ungeteilter Aufmerksamkeit und atemloser Stille auf.
- Die Laufbahn der Schlaraffen beginnt mit der Aufnahme in einem Reych als Knappe, bei der eine fortlaufende Knappennummer vergeben wird. Es folgt nach einer Prüfung die Standeserhöhung zum Junker, der durch seinen profanen Vornamen erkannt wird.
- Der höchste Stand des Schlaraffen wird durch den Ritterschlag erklommen. Der zum Ritter geschlagene wählt aus drei Vorschlägen seinen Ritternamen aus. Dieser gilt fortan und immerdar.
- An der Junkertafel unterstehen die Knappen und Junker dem strengen Regiment des Junkermeisters, der mit “Euer Gestrenge” angeredet wird. Etwaige Verfehlungen einzelner seiner Anbefohlenen muss der Gestrenge selbst durch eine vom Thron verhängte Pön berappen.
- Für etwaige Verfehlungen eines Pilgers wird der Ritter streng gepönt, der ihn eingeführt hat.
- Die Sippungen beginnen mit einem ambtlichen Teil, dessen Ablauf in allen Reychen durch das Regelwerk Schlaraffenspiegel und Ceremoniale bestimmt ist. Der Ceremonienmeister ist für die Ordnung und Reihenfolge der Abläufe zuständig.
- Nach einer Schmuspause folgt der nicht-ambtliche Teil der Sippung. Jetzt werden Fechsungen (selbstgeschriebene Kunst- oder Humordarbietungen) und Vorträge — auch musikalisch — gehalten.
- Jeder, der vom Thron die Erlaubnis erhält, das Reych anzusprechen, beginnt seine Ausführungen unweigerlich mit den Worten “Schlaraffen hört”. (Sonst wird ihm der Zuruf “Wir hören nix” entgegengeschleudert.)
- Politisieren, die profane Nutzung von Kommunikationsmitteln aller Art, das Lesen profaner Zeitschriften, Kartenspiel und andere Spiele, sind in der Burg während der Sippung verboten.
- In Vorträgen, Protokollen und Ansprachen ist alles zu vermeiden, was geeignet ist, die religiösen, politischen und sittlichen Gefühle eines Schlaraffen zu verletzen.
- Die Stimmung der Sippung darf nicht durch Erörterungen geschäftlicher und beruflicher Angelegenheiten entweiht werden.
- Schlaraffia entstand als Persiflage der Titel- und Ordensgeilheit der Prager Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Darum schafft und vergibt jedes Reych um der Lächerlichkeit willen heute noch eigene Orden, “Ahnen” und Titel in großer Fülle.
- Jeder Schlaraffe, der die Burg betritt, verneigt sich vor dem Abbild des Uhus und legt gleichzeitig die “Schlacken der Profanei” an der Burgpforte ab. Für ein paar fröhliche Stunden kann er sich somit im Kreise der schlaraffischen Freunde erholen und sich fern von den Strapazen der beruflichen Tätigkeit regenerieren.
- Zu den Freuden des Schlaraffentums gehört das “Ausreiten” in andere Reyche, wo man gleich gesinnte Freunde antrifft, mit denen man fröhlich sippen kann.
- Obwohl Schlaraffen ihre Burgfrauen lieben, werden die Sippungen mit wenigen Ausnahmen nur von Männern besucht. Ihre Burgfrauen freuen sich über den freien Abend in der Woche und über die Tatsache, dass ihre Ehepartner fröhlich und entspannt nach den Sippungen nach Hause kommen.
- Schlaraffen leben statistisch gesehen fünf Jahre länger als der Durchschnitt ihrer jeweiligen Altersgruppe. Schlaraffen sterben nicht, sie reiten allenfalls gen Ahalla, wo sie an der großen Rittertafel sitzend das Geschehen in ihrem Reych weiter beobachten.
- Die Schlaraffia verfolgt keine nach Außen gerichteten Ziele gesellschaftlicher oder weltverbessernder Art.
Im übrigen könnt Ihr an jeden Schlaraffen jederzeit Verständnisfragen richten. Jeder wird gerne seine Antwort geben. Aber kaum eine wird der eines anderen gleichen.